Archäologie in der Gemeinde Otzing
Brunnenhölzer der Ausgrabung im Otzinger Baugebiet Hofäcker datiert
Anfang Juni 2009 entdeckte die Kreisarchäologie Deggendorf im Baugebiet „Hofäcker“ der Gemeinde Otzing Reste einer hölzernen Brunnenschalung. Die massiven Bretter hatten sich in feuchtem Milieu erhalten, befanden sich teilweise noch im Grundwasser. Es handelte sich um einen quadratischen Kastenbrunnen von etwa 1 m Seitenlänge, konstruiert aus je einem senkrecht in den Ecken stehenden Kantholz mit Nut, in die die an ihren Enden zugespitzten massiven Bretter eingezapft waren.Es handelt sich um unterschiedliche Weichholzarten, darunter aber auch Buche. Die Verwendung von Weichholz ist naheliegend, weil sich die Fundstelle nahe an einem ehemaligen Auestandort befindet.
Aufgrund weniger Keramikfunde war eine Zuordnung des Brunnens in das 8. Jahrhundert n. Chr. gesichert. Die Untersuchungen der Jahrringe im Dendrolabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege im schwäbischen Thierhaupten durch Franz Herzig ergab nun eine sichere Datierung des Brunnens in das Jahr 709 n. Chr. Damit gibt es für den Landkreis Deggendorf erstmals ein Jahrringdatum des frühen Mittelalters, denn der 1992 in Künzing entdeckte Rest eines aus Eichen gezimmerten Brunnenkastens entstammt den Jahren um 940 n.Chr. und gehört damit bereits dem ausgehenden älteren Mittelalter an.
Das für Otzing gewonnene Brunnendatum passt sowohl zu den spärlichen Keramikfunden als auch zu den im vergangenen Jahr entdeckten Bestattungen. Alle bis jetzt gesicherten Befunde zusammen genommen weisen auf die Existenz einer lockeren frühmittelalterlichen Bebauung im Westen des heutigen Ortes, von der vor den archäologischen Untersuchungen nichts bekannt war.