21.08.2019 Die Qualität des pädagogischen Angebots in Kitas stand im Mittelpunkt einer Hospitation von Fachberatungen der Regierung von Niederbay-ern und aus niederbayerischen Landkreisen. Gastgeber war diesmal das Amt für Jugend und Familie in Deggendorf und die Kindertagseinrichtung (KiTa) St. Gunther in Hengersberg und Iggensbach, wo die offene und kindgerechte Pädagogik im Mittelpunkt stand.
Dipl. Sozialpädagogin Christine Blöchl am Jugendamt Deggendorf unterstrich dabei, wie wichtig gute pädagogische Qualität in den Kitas sei. Denn heute kommen die Kinder immer früher und über einen langen Teil des Tages in Krippen und Kindergärten. Diese leisten damit einen wesentlichen Teil der frühkindlichen Erziehungsarbeit, der früher im häuslichen Umfeld erbracht wurde.
Der Gesetzgeber hat auf diese Situation reagiert mit dem Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz sowie dem Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan. So steht die Bildung und Entwicklung jedes einzelnen Kindes im Mittelpunkt. Um den unterschiedlichen Kindern mit ihren jeweiligen Bedürfnissen und Interessen auch gerecht werden zu können, wurden offene, kindorientierte Konzepte entwickelt, die eine individuelle und vor allem differenzierte Entwicklungsbegleitung gewährleisten können. Insbesondere bei der Umsetzung von Inklusion, bei der alle Kinder unabhängig ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft oder körperlicher Einschränkung, miteinander spielen und lernen können. Auf dieser Grundlage kann und soll ein tiefes soziales Miteinander wachsen.
Die Fachberatungen und Fachaufsichten überzeugten sich am Hospitationstag von der praktischen Umsetzung dieses pädagogischen Ansatzes und konnten viele Anregungen und Impulse für ihre Beratungstä-tigkeiten mitnehmen.
Fachberaterin Dagmar Blidon-Pernath von der Regierung von Niederbayern verwies auch auf die neuen Befunde und aktuellen Erkenntnisse aus Entwicklungspsychologie und der Gehirn- und Bildungsforschung und sah in den offenen Konzepten der besuchten Einrichtungen optimale Voraussetzungen, um die Kinder in ihrer Entwicklung bestmöglich begleiten zu können. Gut entwickelte Basiskompetenzen sichern auch einen gelingenden Übergang in die Schule.
Die beiden Kita-Leitungen, Katja Schmid (Kindergarten St. Gunther in Hengersberg) und Simone Schütz (Kindergarten Iggensbach), die sich intensiv mit den pädagogischen Ansätzen auseinandergesetzt haben, informierten ausführlich über das komplexe und ganzheitliche System der offenen Pädagogik. Herzstück dieser Pädagogik ist die unbedingte Wertschätzung jedes einzelnen Kindes und dessen Familie mit deren unterschiedlichen Interessen, Fragen, Entwicklungsschritten sowie deren gesetzlich verankertes Beteiligungsrecht.
Eine offene Kita ist kein Selbstläufer, in dem Kinder sich selbst überlassen werden, sondern eine sehr vielschichtige und komplexe Angelegenheit, so die beiden Kita-Leiterinnen. Neben der fundierten Beobachtung jeden einzelnen Kindes und der Dokumentation der kindlichen Entwicklung spielt die Arbeit in Projekten eine wichtige Rolle. Dabei geht es aber keinesfalls um eine einfache Wissensvermittlung, sondern darum, dass sich Kinder die gewählten Themen selbst erarbeiten und diese auch vertiefen können. Die Pädagoginnen in den Kitas bemühen sich um Offenheit und Neutralität und unterstützen das Forschen und das eigenständige Lernen der Kinder und geben hierzu bei Bedarf Impulse. Kinder sollen ermutigt werden Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln, so dass sie auch schwierige Situationen meistern können.
Ein offenes Konzept braucht interessierte, fachlich versierte und aufmerksame Erzieher, die in guter Beziehung zu den Kindern stehen, um so die Bildungsmöglichkeiten und Lernchancen wahrnehmen und im Sinne einer Ko-Konstruktion kindliche Bildung und Entwicklung gut begleiten zu können.
Kinder im Krippen- und Kindergartenalter sollen nicht nur lernen, indem sie Bildungsinhalte wiedergeben, die überwiegend von außen, d.h. von Erwachsenen kommen. Sie sollen sich stattdessen ernsthafte Gedanken über die Themen machen, diese tief erkunden und sich über ihre Lernwege, ggf. mit Unterstützung der Erzieher, bewusst werden.
Auch in einer offenen Einrichtung gibt es zur Orientierung aller Beteiligten Grenzen und Regeln, die zusammen mit den Kindern, je nach Situation oder Gegebenheit, aufgestellt und regelmäßig auf Sinnhaftigkeit überprüft werden. Wesentlich ist, dass auch die Grenzen der Kinder in hohem Maße geachtet und gewahrt bleiben und weder unter Zwang noch Druck über sie hinweg entscheiden wird.
Die Fachberaterin der Regierung von Niederbayern lobte das Engagement der Pädagoginnen in den beiden Kitas und die Umsetzung des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans. Kinder, die in ihren Bedürfnissen ernstgenommen und bei ihren eigenen Lernwegen so kompetent unterstützt werden, können wichtige (Basis-) Kompetenzen entwickeln, um schulische Anforderungen und weitere Entwicklungsaufgaben optimal meistern zu können.
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