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Stephansposching - Bergham, Filialkirche St. Laurentius

Laurentiuskirche von BerghamDie in geringer Entfernung zu Steinkirchen gelegene Laurentiuskirche von Bergham weist bereits durch ihr Patrozinium, das besonders häufig an ehemaligen Römerorten und in Romanengegenden vorkommt, auf frühe historische Wurzeln dieses Gebietes hin. Im offiziellen, vor über 80 Jahren erarbeiteten Band der bayerischen Kunstdenkmäler wird die Kirche einheitlich als (spätgotischer) Bau des 15. Jahrhunderts angesehen, der 1905 erweitert und mit einem neuen Turm versehen wurde.

In Verbindung mit der Innenrenovierung von 1994 konnte die Kreisarchäologie eine umfassende Untersuchung vornehmen. Seither wissen wir, dass die Baugeschichte der Berghamer Kirche wesentlich intensiver ist, als bis dahin angenommen. Es konnten insgesamt drei Bauperioden festgestellt werden, deren älteste zeitlich allerdings nicht so weit zurück reicht wie jene von Steinkirchen.

Der erste an dieser Stelle erschließbare Sakralbau besteht aus einem Saal von ca. 9,3 x 5,3 m Ausdehnung und wurde aus Handquadern errichtet. Im Osten bildet eine um etwa eine halbe Mauerstärke eingezogene halbrunde Apsis von etwa 4,10 m Breite den Altarraum. Unterhalb des Chorbogens verläuft – wie in Steinkirchen – ein massives Spannfundament. Auch die leicht schräge Westwand entspricht dem Befund von Steinkirchen. Innerhalb des Altarraumes befindet sich ein massives Fundament aus vermauerten Bruchsteinen, auf dem der romanische Altar errichtet war. Der Altarraum besitzt im Westen einen Datierte Bodenfliese von 1470 mit VogelmotivAbschluss durch eine Stufe aus verputzten Quadern. Die auf Höhe der Fenster gemessenen Wandbreiten zeigen mit 1,0 m an der Nord- und 1,10 m an der Südwand auffallende Mächtigkeiten, die mittelalterliche Westwand wurde im Zuge der neugotischen Baumaßnahmen vollständig ausgebrochen. Der ursprüngliche, heute noch als Eingang zum Turm genutzte Zugang befand sich in der Nordwestecke. Auffallend ist ein Höhenunterschied von 45 cm zum damaligen Boden. Die Zeitstellung der ersten Berghamer Kirche kann aufgrund der nur als allgemein romanisch anzusehenden Grundrissform nicht genauer als um 1200 angegeben werden, der weitgehend jenem von Steinkirchen entspricht. Möglicherweise entstanden beide Sakralbauten, die sowohl in ihren Abmessungen als auch in der Grundrissform außerordentlich ähnlich sind, sogar zur gleichen Zeit.

Die zweite Bauperiode gehört sehr wahrscheinlich dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts an. Es kam in dieser Zeit lediglich zu einer Neugestaltung des Altarraumes, wozu die romanische Apsis vollständig abgebrochen wurde. Als Ersatz entstand ein rechteckiger Altarraum, dessen Ecken unterschiedliche Winkel aufweisen, jeweils etwas größer als 90o. Im Süden ist eine auffallende Abweichung aus der Flucht des Langhauses zu beobachten. Die Mauer des Altarraumes zeigt im Norden und Osten eine Breite von etwa 1 m, im Süden schwankt sie von 1,30 bis 1,10 m. An der Ostwand befindet sich eine schmale spitzbogige Fensteröffnung, die heute nur noch innen zu sehen ist. Den Altarraum schließt ein Kreuzrippengewölbe. Das Bodenniveau entspricht jenem der ersten Bauperiode, doch müssen wir jetzt von der Existenz eines Pflasters ausgehen, von dem geringe Spuren eines Mörtelbettes nachgewiesen wurden, in dem quadratische gestempelte Bodenfliesen (Vogelmotiv) des Jahres 1470 lagen. Auffallendstes Zeugnis dieser Umbauphase ist das heute wieder sichtbare Gemälde im Altarraum. Der romanische Altarstandort bleibt erhalten, für den (einzigen) Seitenaltar im Süden konnte dessen steinerne Substruktion nachgewiesen werden.

Grundrissplan: Oben: romanischer Bau (um 1200); Mitte: spätgotischer Bau (um 1500); unten: barocker Bestand (17./18. Jahrhundert) (nach Schmotz)Eine dritte Bauperiode gehört der Barockzeit an. Dabei wurde die gesamte Kirche mit Ziegeln um etwa 1 m erhöht, das Langhaus neu eingewölbt; das spätgotische Gewölbe im Altarraum bleibt. Der Hauptaltar erhält einen neuen Standort unmittelbar an der Ostwand, während ein zweiter Seitenaltar an der Nordseite angebracht wird. Zugleich wird der Boden des Langhauses und des Altarraumes um etwa einen halben Meter höher gelegt und erhält das heutige Niveau.

Ermöglicht und gefördert wurden sämtliche Untersuchungen der in den Pfarreien Michaelsbuch und Stephansposching gelegenen Kirchen durch das Interesse von Pfarrer P. Dr. Michael Kaufmann, dem dafür unser besonderer Dank gilt. Als bedeutendste Entdeckung darf wegen ihrer ortsgeschichtlichen Tragweite zweifellos jene von Steinkirchen aus dem Jahre 1997 angesehen werden. In der dortigen, nach den inzwischen gewonnenen Erkenntnissen weitgehend noch romanischen Kirche St. Maria Magdalena, befand sich ein kleiner Saalbau von 5,6 x 4,2 m mit rechteckigem Altarraum. Von ihm zeugen Reste des trocken gelegten steinernen Fundaments, dessen Breite im Schiff maximal 60 cm, im Altarraum lediglich 40 cm aufwies. Ob es sich im Aufgehenden um einen Steinbau oder um eine Fachwerkkonstruktion handelte, ist nicht zu entscheiden. An diesem frühen Kirchenbau, dessen genaue Datierung zwar nicht möglich ist, der aber zweifellos dem Zeitraum vom 8. bis 10. Jahrhundert angehören kann, orientiert sich außerdem ein in geringen Teilen erfasster Bestattungsplatz.

Literatur

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