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Wo EU-Mittel im ländlichen Raum investiert werden

12.09.2023 Mit Mitteln aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union werden im Landkreis Deggendorf zahlreiche Projekte gefördert. Landrat Bernd Sibler, 1. Vorsitzender Michael Klampfl und LAG-Managerin Stefanie Frank haben mit über 30 interessierten Bürgerinnen und Bürgern ausgewählte Projekte vor Ort besucht.

LEADER Busexkursion mit Landrat Bernd Sibler (©LAG Deggendorf)

GEHsundheitsweg auf der Rusel, Prälatengarten Kloster Metten, Freiwilligenagentur „MachMit“ und die waldwasser“-Trinkbrunnen – diese etablierten und bekannten Einrichtungen im Landkreis Deggendorf haben ihren Ursprung in einem von der EU geförderten LEADER-Projekt. Seit drei Förderperioden, die jeweils sieben Jahre umfassen, ist die LAG Landkreis Deggendorf e. V. bereits aktiv und ebnet den Weg für Kommunen, Vereine und andere Projektträger, die ihre Vorhaben mit LEADER-Mitteln verwirklichen wollen. Die letzte Förderperiode 2014 – 2020 wurde aufgrund von Corona und Brexit um zwei Jahre verlängert und die LAGs konnten außerhalb eines eigenen Budgets auf den sogenannten „Bayern-Topf“ zugreifen. Im Landkreis Deggendorf hat man sich das nicht zweimal sagen lassen und dafür gesorgt, dass zehn weitere Projekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 6,8 Mio. Euro und 1,8 Mio. Euro Förderung aus LEADER bewilligt wurden.

Der Einladung zur Infofahrt waren 35 Interessierte gefolgt: Bürgermeister, Vereinsvorsitzende, Vertreter von Institutionen, LAG-Mitglieder und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Um zehn Uhr startete der Bus am Landratsamt Deggendorf in Richtung Metten zum ersten Exkursionsziel, der Baustelle des neuen Naturfreibads. Nach der Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Landrat Bernd Sibler gab Bürgermeister Andreas Moser Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Projekts. Da die wasserrechtliche Erlaubnis für das Mettener Freibad im Sommer 2024 endet, war die dringend nötige Sanierung ein stetes Thema im Marktgemeinderat. Jedoch waren die veranschlagten Sanierungskosten in Höhe von 7,5 Mio. Euro – bei Erhalt der gesamten Wasserfläche und als Chlorbad mit Edelstahlbecken – für den Markt Metten nicht leistbar. Zudem sind die Betriebskosten für das Chlorbad von 200.000 – 250.000 Euro jährlich für den Markt viel zu hoch und die für den Chlorbetrieb gesetzlich vorgeschriebenen „Fachkräfte für Bäderbetriebe“ auf dem Arbeitsmarkt schlicht nicht verfügbar. Im Jahr 2020 begann die Suche nach Alternativen, denn dass das Freibad für die Bürgerinnen und Bürger, Wasserwacht und v. a. für die Kinder zum Schwimmen lernen erhalten bleiben soll, war erklärtes Ziel. Gemeinsam mit der LAG-Managerin, Marktgemeinderäten und Vertretern der Wasserwacht besuchte man bestehende Naturbäder in Mitterskirchen (Landkreis Rottal-Inn) und Oberschneiding (Landkreis Straubing-Bogen). Was man dort sehen konnte und von den Verantwortlichen erfuhr, überzeugte und das Projekt „Inklusives Naturfreibad Metten“ kam ins Rollen – inklusiv deshalb, weil im Nichtschwimmerbecken eine Rampe für Rollstuhlfahrer eingebaut wird. Auch die Wasserqualität eines Naturfreibads mit biologischer statt chemischer Wasseraufbereitung erfüllt höchste Ansprüche: sie ist gemessen an der Anzahl der Keime fünfmal besser (Kennzahl 100) als ein „ausgezeichneter“ Badesee (Kennzahl 500). Für zusätzliche Reinheit sorgt der nahegelegene frühere Trinkwasserbrunnen des Marktes Metten, aus dem jederzeit Frischwasser zugeführt werden kann, falls lange Wärmeperioden die Wasserqualität verschlechtern sollten. Lt. Vorstudie der WasserWerkstatt wird mit Baukosten von 3,8 Mio. Euro und Betriebskosten von jährlich ca. 10.000 Euro gerechnet. Nach Gesprächen mit dem LEADER-Koordinator und der Regierung von Niederbayern (Sonderprogramm Schwimmbadförderung) war schließlich auch die Finanzierung gesichert und die Nachbargemeinde Offenberg, die etwa ein Drittel der Besucher des Mettener Freibads stellt, beteiligt sich mit 200.000 Euro. Im Frühjahr 2023 begann der Bau und die Eröffnung ist für Sommer 2024 fest eingeplant. Kinderspielplatz und Kinderbachlauf sollen künftig auch ganzjährig genutzt werden dürfen und sollte es einen strengen Winter geben, in dem die Wasserflächen einfrieren, kann die Eisfläche der Becken sogar als Schlittschuh- oder Eisstockbahn genutzt werden. Die Exkursionsteilnehmer zeigten sich begeistert: das Mettener Naturfreibad wird eine Attraktion für die ganze Region!

Bürgermeister Andreas Moser führt die Exkursionsteilnehmer durch die Baustelle des zukünftigen „Inklusiven Naturfreibads Metten“.

Foto: Bürgermeister Andreas Moser führt die Exkursionsteilnehmer durch die Baustelle des zukünftigen „Inklusiven Naturfreibads Metten“.

Pünktlich konnte die Fahrt weitergehen in den Lallinger Winkel: dort zeigte Bürgermeister Michael Reitberger den Exkursionsteilnehmern die neu gestaltete Ortsmitte. Die Gemeinde Lalling hat das stillgelegte Gasthaus zur Post mit Bürgersaal und Zehentstadel sowie Wohnhaustrakt erworben. Die baulichen Investitionen der neuen Dorfmitte wurden mit Mitteln der Städtebauförderung gefördert. Im Rahmen des LEADER-Projekts „Ausstattung Bürgerzentrum Lalling“ wurden Küchenausstattung, Mobiliar für Gasthof und Gästezimmer, Bestuhlung des Bürgersaals sowie die Einrichtung der Tourist-Info und der Bücherei gefördert. Mit Mario Simböck hat man einen hervorragenden Wirt gefunden und konnte so die Gastronomie reaktivieren. Auch die neun Gästezimmer im 1. Stock werden sehr gut angenommen, wenn man sich hier auch erst einen guten Namen auf den Internetplattformen erarbeiten muss, um die gewünschte Auslastung zu erzielen. Für große Veranstaltungen bis 260 Gäste steht der Bürgersaal zur Verfügung. Hier finden Hochzeiten, aber auch Firmenevents statt. Der urige Zehentstadel mit Bühne bietet Platz für 100 Personen. Bei Mostfest, Apfelmarkt und der neu etablierten Stadl-Party feiern hier Besucher aus nah und fern, ließ Reitberger die Besucher wissen. Im Zehentstadl ist auch die öffentliche Bücherei untergebraucht, die rein ehrenamtlich betrieben wird und traditionell am Sonntagvormittag geöffnet hat. In der benachbarten Tourist-Info ist die Touristikerin Christina Fuchs untergebracht, die wesentlich mit ihrer Tatkraft und Kreativität zur Ausgestaltung des neuen Projekts beigetragen hat. Hier bekommen Besucher Infos zu Gastgebern, Wanderwegen und nicht zuletzt zum Thema Streuobst im Lallinger Winkel, der „Obstschüssel des Bayerischen Waldes“. Die Besuchergruppe zeigte sich beeindruckt von der neuen Dorfmitte und ging auch direkt in die Planung von zukünftigen Wanderwochenenden mit Übernachtung im Gasthof, Familienfeiern und Firmenveranstaltungen. Auch von der Qualität des Essens konnte man sich bei der anschließenden Einkehr im Biergarten überzeugen.

Interessiert folgen die Gäste den Ausführungen von Bürgermeister Michael Reitberger zur neuen Dorfmitte Lalling.

Foto: Interessiert folgen die Gäste den Ausführungen von Bürgermeister Michael Reitberger zur neuen Dorfmitte Lalling.

Im Anschluss ging es weiter in Richtung Künzing. Hier warteten schon 1. Vorsitzender Reinhard Bauer und Bürgermeister Siegfried Lobmeier am neu gebauten Sport-Gemeinschaftshaus des FC Künzing auf die Gruppe, die wegen einiger Umleitungen verspätet eintraf. Das Projekt war nach der Verlängerung der Förderperiode das erste, das antragsreif entwickelt war und im Mai 2021 bewilligt wurde. Zur Entstehungsgeschichte: Die Gemeinde Künzing hat ca. 3.200 Einwohner, die Einwohnerzahlen stagnieren. Die Gemeinde besitzt aufgrund ihrer Lage teilweise nur eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten und von den ehemals sechs Gastwirtschaften in Künzing gibt es mittlerweile nur noch eine mit reduzierten Öffnungszeiten. Wie in vielen ähnlich strukturierten Ortschaften sind insbesondere auch für die Jugend die attraktiven Unterhaltungsmöglichkeiten weit entfernt. Der Verein ist in Künzing stark in der außersportlichen Traditionspflege engagiert und daher hat man sich entschlossen, ein „Sport-Gemeinschaftshaus“ zu bauen, das neben der sportlichen Nutzung durch den FC auch anderen Gruppierungen der Dorfgemeinschaft zur Verfügung steht. Finanziell wird das Projekt auch vom BLSV und von der Gemeinde Künzing unterstützt. Dank ca. 630 Mitgliedern konnte die Maßnahme gemeinsam gestemmt werden: die Mitglieder bringen sich in zahllosen Stunden ehrenamtlich in die Eigenleistung ein, von Fachhandwerkern bis hin zu Handlangerdiensten. Es wurde ein zweigeschossiges Gebäude im Anschluss an die bestehende Terrassenüberdachung des Sozialgebäudes auf der Südseite in Richtung Sportplatz errichtet. Im Erdgeschoss sind Teeküche, Abstellraum mit Kiosk-Ausgabe, Büro und Medien- und Schulungsraum untergebracht. Die gesamte Fläche des 1. Stocks ist ein Fitnessraum, der auch von Kinder- und Jugendgruppen sowie von Senioren genutzt werden kann. Der umlaufende Balkon bietet hervorragende Sicht auf das Spielfeld. „Es ist sehr inspirierend zu sehen, was in unserem Landkreis geleistet wird, wenn man zusammenhilft“, so das Fazit eines Exkursionsteilnehmers.

Das „Sport-Gemeinschaftshaus“ des FC Künzing bietet zukünftig auch der Dorfgemeinschaft Räumlichkeiten für Treffen.

Foto: Das „Sport-Gemeinschaftshaus“ des FC Künzing bietet zukünftig auch der Dorfgemeinschaft Räumlichkeiten für Treffen. 

Weiter ging es zum letzten Ziel der Tagesfahrt, nach Osterhofen, wo stellv. Bürgermeister Kurt Endl die Besucher begrüßte und das Wort an den Ehrenvorsitzenden und Projektverantwortlichen Michael Stadler übergab. Die Spielvereinigung Osterhofen plant bereits seit längerem den Neubau eines Allwetterplatzes am Sportgelände in Osterhofen. Seit 2015 verfolgt man diesen Plan und viele Hürden mussten überwunden werden, unter anderem die Hochwasserregelung HW 100 und das Thema Mikroplastik, so Michael Stadler in seinen Ausführungen. Sowohl der Osterhofener Stadtrat als auch das LEADER-Gremium konnten einen Kunstrasen mit Mikroplastik als Befüllung nicht befürworten. Gelöst wurde das Thema nun mit Korkgranulat, das den selben Zweck erfüllt. Als schließlich die Fördermittel aus der Verlängerung der LEADER-Periode verfügbar waren, konnte der Knoten durchschlagen werden. Mit finanzieller Unterstützung aus LEADER, vom BLSV und der Stadt Osterhofen wurde das Projekt mit errechneten Gesamtkosten von 1,4 Mio. Euro finanzierbar. Gründe gibt es viele, warum die Fördermittel fließen: das neue Gelände wird nicht nur von der Spielvereinigung Osterhofen genutzt, sondern auch durch Vereine aus dem Verwaltungsgebiet der Stadt Osterhofen und der Region. Die anliegenden Schulen, die Herzsportgruppe, die Sportgruppe der Osterhofener Werkstätten, Turnverein, Seniorengruppe und Asylbewerber dürfen den "Integrativen Allwetterplatz der Spielvereinigung Osterhofen" ebenfalls nutzen. Eine ganzjährige Förderung des Sports und der Gesundheit sowie Entlastung des benachbarten Stadions sind weitere Faktoren, die das Projekt gut begründen. Die Bewilligung erfolgte im Januar 2022 und es konnten das Spielfeld und der Bolzplatz gebaut, sowie Flutlicht-, Zaunanlage und die Fußballtore und Pflegegeräte für den Allwetterplatz angeschafft werden. Was noch fehlt ist das Funktionsgebäude: Die Erfahrungswerte zeigen, dass die ursprünglich geplanten Container als Geräteunterstand im Vollbetrieb nicht ausreichen und so wurde kurzerhand ein größeres Gebäude geplant und zur Genehmigung eingereicht. Die Fördermittel werden im Nachhinein zwar nicht erhöht, aber auf Michael Stadler und die Fima Wolf System GmbH könne sich die Spielvereinigung auch in finanzieller Hinsicht verlassen, konnten die Exkursionsteilnehmer erfahren.

Michael Stadler erklärt die lange Entstehungsgeschichte des „Integrativen Allwetterplatzes“ der Spielvereinigung Osterhofen.

Foto: Michael Stadler erklärt die lange Entstehungsgeschichte des „Integrativen Allwetterplatzes“ der Spielvereinigung Osterhofen.

Voll mit neuen Eindrücken und Informationen kehrte die Gruppe zurück zum Landratsamt. Auf der Fahrt zog Landrat Bernd Sibler ein positives Fazit. Er bedankte sich bei allen LAG-Akteuren für ihren Einsatz, der maßgeblich zur jüngsten Erfolgsgeschichte von LEADER im Landkreis Deggendorf beigetragen hat. „Die Exkursion war wichtig, damit man auch einmal sieht, wo das EU-Geld konkret vor Ort eingesetzt wird und die Lebensqualität der Bürger im ländlichen Raum verbessert.“ Die Exkursion soll wiederholt werden, wenn in der Förderperiode 2023-2027 neue interessante LEADER-Projekte bewilligt und umgesetzt sind.

Zuständig für die LEADER-Förderung im Landkreis Deggendorf ist LAG-Managerin Stefanie Frank am Landratsamt Deggendorf. Alle Kommunen, Vereine oder Privatpersonen, die sich im Verein engagieren wollen oder Projektvorschläge haben, können sich an sie wenden unter Telefonnummer 0991/3100-172 oder E-Mail LAG-deggendorf@lra-deg.bayern.de. Weitere Infos unter https://www.landkreis-deggendorf.de/wirtschaft-regionalmanagement/eu-foerderprogramm-leader/.

 

Kategorien: Wirtschaft & Regionalmanagement, Medieninfo, Landkreis

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